Es ist Nacht. Da kommt mir die Idee, einen Kelch aus einem Stück zu schmieden. Es ist zunächst ein rein plastisches
Formungsgefühl, eine Ahnung, noch kein Gedanke: vor meinem inneren Auge forme ich aus einem Klumpen einen Kelch.
Dann bin ich neugierig darauf und befrage Hirn, Herz und Hand.
Meine Gedanken kommen in Fluss... Durch das Schmieden entsteht Oben und Unten. Die Trinkschale ist oben, der Fuß unten,
in der Mitte der Knauf. Ich denke an die biblische Entstehungsgeschichte der Welt, denn auch dort entstehen Oben und
Unten. Die Urflut liegt über der Erde und Gott scheidet, gewissermaßen wie in einem Schmiedeprozess, das obere vom
unteren Wasser. Er bildet Himmel und Erde. Ich sehe diese in einem engen Verhältnis: zum einen haben sie den gleichen
Ursprung, zum anderen bilden sie als Gegensatz ein Paar. Es entsteht das Ganze durch dessen Unterteilung.
Mein Herz schlägt... Es ahnt das Wunder der Verwandlung. Im Samenkorn den Baum sehen. Im Klumpen Silber den Kelch.
Das ist Glaube!
Meine Hände erwärmen sich... Ich möchte es ergreifen auch wenn ich es nicht begreife. Es ist ein Spiel.
Es ist mein Leben.